Die Weite, die Highways, die Schausteller und Rumpelkappellen, die ewig herumziehen. Dies alles evozierte der Festivalsamstag. Es begann mit Krystle Warren, der coronabedingt einzigen internationalen Künstlerin in diesem Jahr. In ihre warme, erdige Soulstimme könnte man seine Gehörgänge betten, um imaginäre Filme zu träumen. Filme, die vom Leben erzählen, vom sich durchschlagen, den kleinen Siegen zwischen den Niederlagen vom sich aufrappeln und von vergeblichem Tun. Von der flüchtigen Liebe und der sehnsüchtigen Einsamkeit. Aber auch von der Schönheit der Musik, zum Beispiel jener Paul McCartneys. Dazu erzählte Warren eine ihrer kurzen, witzigen Geschichten, die im Cover von „One Of These Days gipfelte.
Dann war die Bühne frei für die Reibeisen-Raubeine von The Dead Brothers. Theatralisch – Sänger Alain Croubalian wurde während des Konzerts sogar in bester Film-Noir-Manier von der Paukistin Jane Mumford erschossen – und aufgekratzt wie junge Rinder, die nach dem Winter zum ersten Mal auf der Weide sind, fuhr die Band das ganz grosse Kino auf. Immer wieder wies der Frontmann darauf hin, dass The Dead Brothers eine Begräbniskapelle und keine Partyband seien. Und immer wieder brachte die Band die Stimmung darauf auf den Siedepunkt. Mit Serge Gainsbourgs „Papillons Noir“ etwa oder „Angst“ von einem gewissen Robert Walser, der laut Croubalian gerne spazieren ging. Alles hatte mit allem zu tun und die Spielfreude war so unbändig wie der Schlussapplaus des Publikums.
So endete der Festivalsamstag nach drei ausverkauften Abenden in der Büelacherhalle.
Das Stimmen Festival Ettiswil findet noch am Sonntag auf Schloss Wyher statt, mit Ill und Üenzli, Nadja Stoller und Mallory.