Der zweite Festivaltag zeichnet sich durch eine grosse Vielfalt aus. Angefangen beim Stimmfenster mit Siselabonga (Tarang Cissokho: Kora, Gesang / Glauco Cataldo: Gitarre, Gesang / Fabio Meier: Perkussion) im angenehm kühlen Egghuus-Keller. In Italienisch, Spanisch und einem Mandingo-Dialekt trägt das Trio um den senegalischen Griot Cissokho ihre raffiniert arrangierten Songs, die aus afrikanischen Traditionen gespiesen werden, vor. Vertrackte Rhythmen treiben die beiden Saiteninstrumente und den Gesang voran.
Auftritt ALA.NI: Der Jlge-Saal verdunkelt, die ehemalige Backgroundsängerin von u.a. Andrea Bocelli und Blur bei bester Laune. Sie singt ihre mit einer poetischen Patina überzogenen Songs in ein Bändchenmikrofon aus den 1930er-Jahren und gemahnt nicht zuletzt deswegen an Billie Holiday oder Marlene Dietrich. Irgendwann hat ALA.NI, die von einem Gitarristen begleitet wird, genug von der Dunkelheit, reisst Fenster und Läden auf – und schmettert höchste Töne in die Ettiswiler Landschaft. Wenig später folgen zwei improvisierte Stücke, bei denen Sie Karten, auf die das zuvor Publikum englische Phrasen schrieb, intonierte. So entstehen die künftigen Hits «The Sun is Shining in Ettiswil» und «My Heart is Somewhere».
Bei Blue Moon Marquee steigt das Thermometer minütlich. Diese Stimme von A.W. Cardinal – er wäre wohl einer der wenigen, die Tom Waits erfolgreich zu einem Gesangsduell herausfordern könnten. Daneben spielt Jasmine Colette mit den Händen Bass und mit den Füssen Schlagzeug, als wäre nichts dabei. Immer wieder blitzt in den Saiten Django Reinhardt durch, dazu rumpeln und scheppern Schlagzeug und Bass, das es eine wahre Freude ist. Etwa bei «The Rooster», wo der Protagonist zu spät zur Arbeit kommt, weil sein Hahn die ganze Nacht im Hühnerstall war, bei «Black Mamba» (gefährliche Schlangen!) und bei «Hoodoo Lady», Cardinal: «Das ist so was Ähnliches wie eine Voodoo-Lady. Ich war mal mit einer zusammen und bin mir bis heute nicht sicher, ob ich das wollte oder sie gemacht hatte, dass ich es wollte.» Die Mysterien der Liebe. Nach einem eineinhalbstündigen Set dann: «Thank you, good Night».
Heute Samstag geht es weiter mit Nepomuk, Nobody Reads, Lola Marsh, Ben Caplan und Gaby Moreno.
Bilder: Ingo Höhn