Es schwingt stets eine gehörige Portion Weltschmerz mit in den Songs von Sleepyhouse, gestern im Duo mit Remo Albisser (Gesang, Gitarre) und David Bokel (Keybord, Akkordeon). Diese Melancholie wird aber manchmal ganz schön ironisch gebrochen, etwa in einem Liebeslied wo Albisser zuckersüss von einer «Little Tina» säuselt, aber äusserst vernichtende Ausdrücke einwebt. Ein weiterer Höhepunkt des stimmigen Auftritts war das an die Doors gemahnende «Mr. Snow».
In einem schwarzen Kleid und mit Brille, die sie alsbald ablegte als sie ihr druckvolles, intensives Set begann, betrat Aline Frazão die Bühne. Die 1988 geborene Angolanerin singt auf portugiesisch und hat den Fado genau so drauf wie den Jazz, bewegt sich in der traditionellen Musik von Angola und Kap Verde so traumwandlerisch sicher wie in der populären brasilianischen Musik – was sie mit einer Gänsehaut-Version von «Luíza» bewies. Das ist Weltmusik, die ihren Namen verdient. Und als sie später in einem wilden Spoken-Word-Hurrikan über Freiheit philosophierte, gabs kein Halten mehr – so muss Musik sein: dringlich, sinnlich, politisch. Wow!
Marty O’Reilly & The Old Soul Orchestra sind direkt aus New York angereist und gaben ihren ersten Gig in Kontinentaleuropa in Ettiswil. Die Kalifornier, die in einer Gegend mit vielen Freaks und Hippievolk leben, wie Sänger Marty O’Reilly belustigt bemerkt, sind freigeistige Vertreter einer Mischung aus Blues und Folk. In einem eindrücklichen Set verblüfften sie das Publikum mit einer ungeheuerlichen musikalischen Intensität. Die zwei Zugaben spielten sie akustisch im Publikum – das mitsingen und -klatschen durfte.