Bei strahlendem Sonnenschein begann die traditionelle Sonntagsmatinee auf Schloss Wyher um 10 Uhr mit Ill und Üenzli (Jul Dillier und der gebürtigen Ettiswilerin Daniela Künzli). Die beiden musizierenden Poet*innen oder dichtenden Musiker*innen brechen Sätze, Phrasen und Plattitüden aus der Alltagssprache und schichten sie zu songähnlichen Strukturen auf, die von längeren musikalischen Parts dazwischen zusammengehalten werden.“Bisch du was du wettsch?“ fragen sie und erzählen vom Velofahren in Fussgängerzonen, von Polizeikontrollen, vom Estermaa, der die Bremse mit dem Gas verwechselt hat, vom Platzmangel und platzenden Kragen. Ausgehend vom Alltäglichen stellen sie sich die grossen Fragen des Lebens und reflektieren über das Altern, etwa wenn man mit dreissig auf einmal von früher zu sprechen beginnt.
Nach dem Muttertagsbrunch präsentierte Nadja Stoller, die bereits 2018 am Jubiläumsfestival zusammen mit Trummer an einem der Wohnzimmerkonzerte auftrat, im komplett akustischen Konzert ihren „Soundtrack“ jene Lieblingslieder, die sie in ihrem Leben begleiten. Nadja Stoller reduziert die Songs auf ihre Essenz. Jeder Klang entfaltet seine Wirkung, jeder Ton ist wie der Bleistiftstrich einer rohen Skizze Teil eines fragilen Ganzen.
Den eindrücklichen Abschluss in der Kirche bestritt das Duo Mallory. In der ungewöhnlichen Besetzung mit Stimme und Gambe (statt Laute), spielten sie ein Repertoire von Alter Musik aus dem England des frühen 17. Jahrhunderts als eine der beliebtesten musikalischen Gattungen das Lautenlied war. Reduziert, intim, schön.