Es war wie der ersehnte Regen nach einer langanhaltenden Dürre: endlich wieder Livemusik. Die heurige, unter besonderen Umständen stattfindende Ausgabe des Stimmen Festival Ettiswil, eröffneten Mattiu Defuns und Rodas. Die beiden so unterschiedlichen Bündner Formationen – Defuns der junge Senkrechtstarter (solo) und Rodas unter der Ägide von Corin Curschellas, der Grande Dame der rätoromanischen Musik – brachten die ausverkaufte Büelacherhalle klanglich zum Blühen.
Spätestens mit der Zugabe, dem rätoromanisch-englischen „Under the same old tree“ war die ganze Halle hin und weg. Fragen, ob mit fünfzig Zuschauer*innen, sitzend und mit Masken Stimmung aufkommen könne, waren müssig. Der junge Bündner Oberländer Mattiu Defuns spielte Songs von seinem Album „Da Funs“ und Unveröffentlichtes, fasste zu den Anfangsakkorden die Texte seiner rätoromanischen Lieder auf deutsch zusammen, sang mit seiner unverwechselbaren, vielseitigen Stimme. Das Publikum dankte es ihm mit begeistertem Applaus.
Als zweiter Act des Abends übernahm Rodas, (Corin Curschellas: Stimme, Perkussion / Patricia Draeger: Akkordeon / Barbara Gisler, Cello) und tauchte die Büelacherhalle mal in eine melancholisch-sehnsüchtige, mal in eine lüpfig-ausgelassene Stimmung. Einerseits mit Bündner Volkslieder auf Rumantsch und Schweizerdeutsch, andererseits mit Eigenkompositionen, in denen sich die Schamanin Curschellas als grosse Poetin zeigte. Etwa in „Bahnhof SBB“, einem der schönsten Schweizer Lieder über den Verlust einer nahestehenden Person oder dem archaischen Moritat „A mim Rhy“. Nach dem Segen „Loba Loba“ und einem Abendlied, entliess Rodas die Besucher*innen in die windige Nacht.
Das Stimmen Festival Ettiswil findet noch bis Sonntag statt, morgen Freitag zum Beispiel mit Into Orleans und Steff la Cheffe.