Am Freitag öffnete Aida Stefania das erste Stimmfenster. Zusammen mit Gitarrist Flu Iten betörte sie im Singsaal des Schulhauses rund 40 Besuchende. In ihren Songs gewährte die Singer/Songwriterin Einblicke in ihr Gefühlsleben, vorgetragen mit einer wunderbar zarten Stimme. Die Atmosphäre war intim, das Zusammenspiel des Duos harmonisch. Die zurückhaltende Sängerin gewährte ihrem Begleiter viel Raum, er nutzte ihn für dezente Soli.
Der zweite Act, Hank Shizzoe, brachte das Kunststück fertig, schon vor einem Song Applaus zu erhalten; weil er die Geschichte der Entstehung so packend wiedergab. Ohnehin fielen viele Sprüche. Beispielsweise würdigte Shizzoe Posaunist Michael Flury als Inhaber der «wohl geschmacksvollsten Rassel-Selektion» der Welt. Gitarrist Tom Etter stichelte seinen – wie er ihn nannte – Chef wiederholt, etwa mit der Frage der Gage. Die gute Stimmung auf der Bühne kam an. Der Sound ohnehin. Die vier Musiker funktionierten hervorragend, spielten besten Americana und auch einige bluesige Stücke. Flury mit seiner Posaune kommt im Quartett eine wichtige Position zu, er nutzt sie gekonnt. Tom Etter und Hank Shizzoe brillierten ebenso mit Soli. Drummer Gert Stäuble hielt sich zurück, spielte aber gewohnt solide. Und dann diese Stimme. Bei aller Perfektion der Instrumentalisten: Sie macht den unverkennbaren Sound von Hank Shizzoe aus. Das Publikum verdankte ihn mit Standing Ovations.
Dann kam Erika Stucky. Nach zwei harmonischen Konzerten stand ein Kurswechsel an. «Stucky Sings The Blues» lautete die Programmankündigung. Blues war zu hören – und noch viel mehr. Sie wolle immer wieder raus aus der Komfortzone, sagt die Walliserin. Das verlangt sie auch vom Publikum. Ihr Set begann mit erdigem Blues, nahm aber rasch Kurs Richtung Performance mit viel Improvisation. Faszinierend war dabei das Zusammenspiel mit den beiden Musikern. Paul Cuddeford ist ein grossartiger Gitarrist, Terry Edwards ein überzeugender Multiinstrumentalist – Gitarre, Saxophon, Bass und Trompete. Die zwei Briten erkennen, in welchen Weg sich Stuckys gesangliche Improvisation entwickelt und begleiten sie dorthin. In ihren Texten mischte sie Walliserdeutsch mit Englisch, auf der Leinwand im Hintergrund projizierte sie verschiedenste Bilder – Ziegen genauso wie die Muttergottes. Hier ging es um mehr als Musik, es ging um ein Gesamtwerk. Dessen Interpretation forderte und begeisterte das Publikum gleichermassen.
Am Samstagabend geht es weiter mit Stella Cruz, Lena Minder und dem James Gruntz Duo.
(David Koller)