Autor Arno Camenisch und der Gitarrist Roman Nowka sind zur traditionellen Sonntagsmatinee auf Schloss Wyher um 10 Uhr früh pronto und parat. Camenisch trägt zu Nowkas atmosphärischen Soundpatterns aus seinem jüngsten Roman «Der letzte Schnee» vor. Die beiden Protagonisten Paul und Georg stehen wie jedes Jahr am alten Schlepplift, doch heuer schneit es nicht mehr wie damals. Entsprechend wenig gibt es zu tun, man vertreibt sich die Zeit mit Plaudern, Anekdoten, der Erkundung des Seins durchs Erzählen – ein «Waiting for Godot» in den Bündner Bergen. Camenisch bleibt Camenisch, es ist wie immer sehr kurzweilig und angenehm, ihm zuzuhören. Auch er ist zum ersten Mal in Ettiswil. Und auch er ist – wie viele zuvor, was sie auf der Bühne nicht müde zu betonen wurden – ehrlich gerührt, von der Aufmerksamkeit des Publikums. Während andere Festivals mehr und mehr zum Treffpunkt verkommt, wo sich das Publikum während der Konzerte in einer Lautstärke austauscht, dass die Musik zur Nebensache wird, hört man hier in Ettiswil noch zu.
Nach dem Brunch spielt Ursina mit Band. Auch eine Bündnerin, die perlenden Pop macht, der auf der Zunge prickeln würde, könnte man ihn trinken. Sie singt darüber, dass sich die Leute in der Stadt nicht mehr grüssen, aneinander vorbeigehen, ohne einander zu beachten – und wie schade sie das findet. Sie singt von einem «Break Out», der mehr ein sich Fallenlassen ist, wenn man weiss, das man auf Zuckerwatte landet. Bündner Innerlichkeit, besinnlich schön und zum heutigen Sonntag passend.
Zum Abschluss, auch das ist mittlerweile Tradition, ein A-Cappella-Konzert in der Pfarrkirche. Das Calmus Ensemble aus Leipzig konzertiert Weltklasseniveau und zieht alle Register aus seinem sowohl ernsthaften als auch humorvollen Repertoire, das von geistlicher und weltlicher Musik über englische Meditation bis zu internationalen Folkssongs reicht, was das Publikum mit einem langen, herzlichen Applaus zu würdigen wiess.
Bilder: Ingo Höhn