Der Ausnahmemusiker Alexander Hacke (u.a. Einstürzende Neubauten) schrieb seine Autobiografie «Krach» in drei Monaten in der kalifornischen Wüste von Hand runter. Im Schloss Wyher las er aus dem anekdotenreichen Werk, das seinen Werdegang vom genialen Dilettanten und Musikfreak, der die Schule schmiss, bis zu seiner Ankunft in die Hochkultur beschreibt. Selbstverständlich hatte Hacke auch seine Gitarre dabei und spielte etwa sein erstes komponiertes Stück überhaupt: «Hiroshima, wie schön es war». Oder den Ton-Steine-Scherben-Hit «Jenseits von Eden», den er auch an Rio Reisers Beerdigung sang. Trotz der frühen Stunde war der Saal hin und weg!
Gespenstisch wurde es mit Marena Whitcher’s Shady Midnight Orchestra, einem Geheimtipp der jungen Schweizer Musikszene. Mit ihrer Mischung aus Klassik, Jazz und Pop sowie den historischen Kostümen passte die Band wunderbar ins Ambiente des Schösslis. Theatralisch opulent inszeniert betraten Marena Whitcher und Orchester zu den Klängen von über Weinglasrändern kreisenden Fingern und einem Uhrticken im Hintergrund die Bühne. Die raffiniert komponierte Musik wie auch eine witzige und klasse performte Geschichte in «Spukisweberisch» begeisterten das Publikum. Gänsehaut bei der Geisterstunde im Wasserschloss!
Den Abschluss krönte das Vokalensemble Quartonal mit ihrem ersten Schweizer Konzert überhaupt. Es machte seinem Ruf als eines der vielversprechendsten Ensembles der deutschen A-cappella-Landschaft alle Ehre und sangen sich in der Pfarrkirche souverän und stimmungsvoll durch klassische und populäre Literatur. Spätestens bei Reinhard Meys «Über den Wolken» schwebten die Zuhörerinnen und Zuhörer im siebten Stimmenhimmel!